Rückblick

Ein letzter Blick am Sonntag Nachmittag auf meine Gedächtnisstütze "Letzte Arbeiten zum Seminar" verriet mir keine offenen Punkte. Somit konnte das Seminar beginnen. Nur die Teilnehmer fehlten noch.
Diese trafen nach und nach aus allen Teilen Deutschlands im Franz-Hitze-Haus in Münster ein.
Einige Teilnehmer waren schon früh nachmittags gekommen und nutzten somit die Zeit, um bei herrlichem Sommerwetter den nahe gelegenen Aasee zu erkunden.
Zum ersten Abendessen wurden wir mit einem herrlichen kalten Buffet überrascht. Eine "Notlösung", wie der Tagungsleiter Herr Meyer vom Franz-Hitze-Haus erläuterte, da üblicherweise sonntags keine Kursteilnehmer im Hause seien. Wir aber waren dankbar für diese "Notlösung" und fragten uns, wie gut denn die anderen Abendbuffets demnächst ausfallen würden.

Nach der guten Kräftigung gab Herr Meyer eine Einführung in die Tagung.
Kurz darauf traf auch der letzte Teilnehmer ein, dem zuvor von Herrn
Meyer ein bunter Teller des leckeren Abendbuffets zusammengestellt worden war.
Gemeinsam beendeten wir den Abend in der Cafeteria des Hauses mit einem leckeren Schluck (auch einem zweiten und dritten) Wein.
Beim Frühstück am Montag langten alle gut zu, um für die nächsten Stunden gewappnet zu sein. An den beiden ersten Tagen stand nämlich der Themenblock "Westf. Friede und die politische Ordnung Europas" auf dem Programm, von dem uns viel Geschichte und Wissenswertes um diese Zeit vermittelt werden würde.
Wenngleich auch manchmal die Köpfe rauchten von den Daten und Fakten, so wurde diese Zeit immer wieder morgens und auch nachmittags durch eine Kaffeepause mit diversen Getränken und reichlich Kuchen unterbrochen.
Am Nachmittag erarbeiteten wir in Kleingruppen den Inhalt der Verträge,
für deren Zusammenstellung die Großmächte zu damaliger Zeit schon
mehrere Jahre gebraucht hatten.
Wir waren erstaunt, wie detailliert die Vertragspartner für alle Länder,
Gebiete und Städte jeden Bereich des täglichen Lebens ordneten, um
einen möglichst aussichtsreichen Frieden einleiten zu können.


Der Dienstag war mit seiner Zeitenge für einige gewiss nicht leicht zu schaffen. Mittagessen war um 12:30 Uhr angesagt und 13:30 Uhr wollten wir mit den Großraumtaxen zur Stadtführung mit Herrn Dr. Dethlefs in die Innenstadt fahren. Schon um 13:25 Uhr standen alle Teilnehmer startbereit vor dem Eingang.
Hierfür kann ich allen nur noch einmal danken. Zu keinem Zeitpunkt gab es Schwierigkeiten. Wir waren eine gute Gruppe, in der jeder auf jeden Rücksicht nahm.
Dr. Dethlefs zeigte uns neben dem historischen Rathaussaal am Schluss
der Führung einige bedeutende geschichtliche Orte und Häuser im
Zusammenhang mit dem Westf. Frieden. Insgesamt wurden 40 Quartiere für
die Gesandten zum Friedenskongress in Münster zur Verfügung gestellt. So
wohnten rings um den Domhof die vornehmsten Gesandten in den
Kuriengebäuden der Domherren.
Im ehemaligen Krameramtshaus hinter der Lambertikirche bezogen zur Zeit
des Westf. Friedenskongresses die Niederländischen Gesandten Quartier. Heute
ist hier das Zentrum für Niederlandestudien der Universität Münster
untergebracht.


Weithin über den Prinzipalmarkt ist die spätgotische Hallenkirche St. Lamberti mit den drei Käfigen der Wiedertäufer im Turm zu sehen. Auf diesen Kirchturm steigt täglich bis auf dienstags um 21:00 Uhr einer der wenigen Türmer Deutschlands und bläst halbstündlich bis Mitternacht sein Horn.
Nach kurzer Besichtigung des Innenraumes mit der historischen Kanzel, von der aus Clemens August Kardinal Graf von Galen zwei seiner berühmten Predigten gegen die Euthanasie des Hitlerregimes hielt, ging es weiter zur nahe gelegenen ebenfalls gotischen Apostelkirche. Im 17. Jh. gehörte sie zum Minoritenkloster, in dem der päpstliche Gesandte Fabio Chigi, der spätere Papst Alexander der VII. sein Quartier hatte.

Für die Rückfahrt standen dann wieder die Taxen bereit, um uns zum wohl verdienten Kaffee und Kuchen ins Tagungshaus zu bringen. Der letzte Theorieteil folgte bis zum Abendessen.
Mittwoch war die Tagesfahrt angesagt. Pünktlich um 8:45 Uhr fuhren wir
vom Franz-Hitze-Haus los, um in der Innenstadt den Stadtführer
aufzunehmen. Die Fahrt ging durch das schöne Münsterland.
Da wir nicht nur ein angenehmes Haus, sondern auch das beste Wetter
gebucht hatten – Sonnenschein aber nicht zu warm, direkt ideal –
erzählte der Reiseführer uns unterwegs schon viel Wissenswertes über das
Münsterland, seine Burgen und Schlösser, die Bauerhöfe, die Menschen ja
vieles, warum es sich lohnt, hierher zu kommen.
An der Burg Lüdinghausen wollten wir das Mittagessen einnehmen.

Dort angekommen stellte der Fremdenführer fest, dass sein Chef vergessen
hatte, uns im Restaurant anzumelden. Diese Peinlichkeit machte ihn
zunächst ärgerlich. Jedoch mit jeder unvorhergesehen Situation muss man
umzugehen wissen. Das wusste besonders die Kellnerin im Restaurant des Innenhofes.
Hier waren
neben den Getränken auf der Speisekarte sechs verschiedene Pfannkuchen angeboten: Apfel-, Speck-, Wurst-, Pilze-, Käse- und Preiselbeerpfannkuchen. Nach einer knappen halben Stunde konnten wir 17 Personen uns an den Pfannkuchen laben und unseren Durst löschen.
Alle Achtung – sie stand allein am Ofen – und dann die verschiedenen Sorten der leckeren Speise. Die Tabletts mit den vielen Getränken nicht zu vergessen.

Nachmittags schloss sich die Führung im Rüschhaus und die Fahrt nach Osnabrück mit einer dortigen Stadtführung und Führung im Osnabrücker Rathaus an.
Nachdem der Stadtführer uns zunächst noch einmal alles vom Westf. Frieden erzählen wollte, aber nach unserem Hinweis, dies in Münster schon gehört zu haben, aus seinem Konzept geraten war, versuchte er, Versäumtes nachzuholen.
Er war in seinem Erzählen fast nicht zu bremsen und dehnte die gebuchte
Stunde auf 1 1/2 Stunde aus, sodass uns am Ende die Möglichkeit für eine
notwendige Pause und eine ersehnte gute Tasse Kaffee fehlte.
Dafür schmeckte das leckere Abendessen um so besser und vor allem auch
der anschließende leckere Wein im Garten des Franz-Hitze-Hauses.

Für den letzten Tag, den Donnerstag stand morgens die Domführung auf dem
Programm. Ich hatte geplant, drei Gruppenfahrkarten zu lösen, da wir zu
einer günstigeren Tarifzeit fuhren als mittags zur Stadtführung.
Der Domführer kam uns über den Domplatz entgegen. Das Äußere des nach
fast völliger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Domes
war durch Renovierungsarbeiten z.Zt. ein wenig unseren Blicken entzogen.
Auf diesem Bild strahlt der Dom zu Münster unverhüllt in der winterlichen Abendsonne.

Durch das "Paradies", die Vorhalle, gelangten wir in den St. Paulus Dom.


Im Inneren des Domes konnte Herr Wolke uns sehr detailliert und mit viel Hintergrundwissen alles Wissenswerte vermitteln. Dort fiel uns sofort die vier Meter hohe Skulptur des Hl. Christophorus in den Blick.
Auf dem ewigen Kalender der aus dem Jahre 1540 stammenden Astronomischen Uhr – die übrigens zu den wenigen noch existierenden linksdrehenden Astronomischen Uhren gehört – können Daten bis zum Jahr 2071 abgelesen werden.
Nach der
Besichtigung der Domschatzkammer, mit Kostbarkeiten aus mehreren
Jahrhunderten durften wir einen Blick in die Sakristei mit den
herrlichen Wand- und Deckenschnitzereien werfen, die im Krieg durch
Auslagerung vor Zerstörung bewahrt worden waren.
Eine zweite Besonderheit, die nicht öffentlich zugänglich ist, bekamen
wir im sogenannten Gartenzimmer zu sehen. Dies ist ein für besondere
Empfänge eingerichteter Raum, dessen Decke und Wände mit den nach dem
Krieg geretteten und in mühsamer Kleinarbeit wieder zusammengefügten
Fliesenstücken des ehemaligen Gartenzimmers aus dem bischöflichen Palais
verziert sind.

Aus den eineinhalb Stunden, auf die wir uns eingestellt hatten, wurden
zweieinhalb Stunden. Diese Zeit ist aber durch die sehr interessante
Führung niemandem zu lang geworden. Bis zur Besichtigung des Botanischen
Gartens um 16:00 Uhr hat dann jeder nach eigenem Belieben die Stadt
erkundet.
Nach einem langen Tag waren wir froh, uns beim Abendessen wieder ein wenig stärken zu können.
Als wir uns zum Abschied zusammengesetzt hatten, verkündete ich allen,
dass wir am Morgen im Bus alle "schwarz" gefahren seien. Erst
Verwunderung in allen Augen. Dann stellte ich klar, dass ich nicht hatte
bezahlen können, da der Ticketautomat im Bus defekt war und mir der
Busfahrer sagte, ich könne auch am Ticketautomaten nachlösen. Diese
seien an fast allen Haltestellen aufgestellt. Bei meinem
nachmittäglichen, halbstündigen Gang vom Franz-Hitze-Haus zur Stadt mit
sieben Haltestellen habe ich keinen Ticketautomaten gesehen. Somit
konnte ich bis zum Abend keine Karten nachlösen.
So war Ullas Wunsch vom Vorabend - in geselliger Runde vorgetragen,
einmal schwarzfahren zu dürfen (dabei hatte sie auf ihre schwarze
Kleidung gewiesen) – doch noch in Erfüllung gegangen.
Dies war der
Einstieg zu einem kurzweiligen Abschiedsabend.
Mit vielen guten
Gesprächen und einem guten Tropfen vergingen die letzten Stunden wie im
Fluge.
Nach diesen Tagen denke ich mit Dank an eine schöne Zeit mit vielen
frohen Stunden in einer harmonischen, offenen Gemeinschaft zurück.
Margret Budde