Besuch der Stadt Tartu/Estland am 30. Juni 2011
Zuvor waren wir nach einem eindrucksvollen literarischen Stadtrundgang in Riga viele Stunden lang durch die lettisch-estnische Landschaft gefahren. Meist schnurgerade Strassen führten durch flaches Land, Wiesen und Moorlandschaften wechselten mit Waldabschnitten ab. Die Baum- und Wildpflanzenarten unterschieden sich wenig von der in Mitteleuropa bekannten Vegetation – und dennoch hatte man das Gefühl im „Norden“ zu sein.
De facto liegt Estland schon auf der geographischen Breite von Stockholm/Schweden.
Tartu, die vielen von uns als Dorpat bekannte Universitätsstadt, erwies sich als frische, von viel (studentischer) Jugend geprägte Stadt. Klassizistische Gebäude prägen das Bild: das Rathaus mit einer amüsanten Plastik „küssende Studenten“ auf einem Springbrunnen – ferner das Hauptgebäude der Universität.
Da wir zufällig am Tag der Abschlussfeier vor der Universität angekommen waren, bot sich uns ein bunten Bild feierlich gekleideter Studentinnen und Studenten, in den Händen ihre Urkunden und Blumensträusse und umringt von den stolzen Angehörigen.
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Absolventen der Universität in Tartu, vor dem Hauptgebäude und auf dem Heimweg
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Eine deutschsprachige Führung zeigte |
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Tartu hat neben seiner Altstadt noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auf dem Domberg befinden sich in einem ansehnlichen Park eine Vielzahl von Baulichkeiten:
die Ruine der ehemaligen Domkirche, deren wiederaufgebauter Chor heute Museum ist. Ferner mehrere zur Universität gehörenden Gebäude, u.a. das Oberservatorium und die Anatomie.
In dem weitläufigen Gelände trifft man immer wieder auf Statuen und Denkmäler berühmter Persönlichkeiten, die in Tartu gewirkt haben. Häufig findet man deutsche Namen, denn in Tartu/Dorpat wirkten zahlreiche baltendeutsche Gelehrte von internationalem Rang. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Universität 1802 im russischen Zarenreich als deutschsprachige Hochschule wiedergegründet worden war.
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König Gustav Adolf von Schweden | Jaan Tönisson |
Von grosser Bedeutung ist das Observatorium, das zeitweise von dem Astronomen Friedrich Georg von Struve (1793 – 1864) geführt wurde. Seine Arbeiten zur Vermessung der Erde führten zum UNESCO-Weltkulturerbe „Struve-Bogen“, dessen Teil das Observatorium bildet.
Andere mit Denkmälern geehrte Persönlichkeiten waren der Philologe Karl Morgenstern (1770 - 1852) und der Biologe und Entdecker der Eizelle Karl Ernst von Baer (1792 – 1876). Dem schwedischen Studenten Kristjan Jaak Peterson (1801 – 1822) als Begründer der estnisch-sprachigen Literatur wurde ein Standbild errichtet, ebenso für Villem Reiman (1861 - 1917), einem bekannten estnischen Pastor, Historiker und Literaturforscher.
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Zum Abschluss des Tages fanden sich die Reiseteilnehmer zu einem Gespräch mit Laida und Helmut Zech zusammen.
Das deutsch-estnische Ehepaar vermittelte interessante Querverbindungen aus Zeiten vor der Wende 1991 zwischen den damaligen 2 deutschen Staaten sowie der noch sowjetischen Republik Estland.
Dietrich Bösenberg